(23.3.20) Hier muss nicht wiederholt werden, was überall zu lesen und zu hören ist. Welche Auswirkungen die aktuelle Entwicklung auf unser tägliches Leben hat und was gerade neu beschlossen wurde. Wir erleben auf der einen Seite Menschen, die um ihre Existenz oder den Arbeitsplatz fürchten, auf der anderen welche, die rund um die Uhr im Einsatz sind. Beides gehört im Moment dazu. Beides muss irgendwie gemeistert werden.
Es ist auch noch viel zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen aus dieser Corona-Krise. Aber ein paar – zunächst ganz allgemeine – Gedanken, seien erlaubt.
Auf einmal sind Ländergrenzen wieder wichtig, die vorher scheinbar keine Rolle mehr spielten. Nationale Krisenstäbe entscheiden, nicht die EU-Bürokratie in Brüssel. Disziplin, Geduld, Gemeinsinn und Nervenstärke lassen sich wohl nur auf einer Ebene aktivieren, mit der man sich direkt verbunden fühlt. Dorfgemeinschaften bedeuten wieder etwas. Man hilft sich gegenseitig. Das Wort Notstand bekommt seine wirkliche, ernsthafte, und auch durchaus bedrohliche Bedeutung zurück. Wenn nicht mehr beliebig Notstände ausgerufen werden, nur um eine bestimmte Politik durchzusetzen. Viele unserer sonstigen Luxusthemen werden nebensächlich. Vielleicht lernen die Menschen auch die Bedeutung der Wirtschaft wieder mehr zu schätzen. Dass erst einmal etwas erwirtschaftet werden muss, bevor es verteilt werden kann. Das bewährt sich dann für Krisenzeiten und schafft Spielraum, denen zu helfen, die um ihre Zukunft bangen.
Genaugenommen waren Menschen immer bedroht, von Seuchen und Kriegen, Hungersnöten und Armut. Wir haben uns einfach daran gewöhnt, dass es hier bei uns schon länger her ist. Immer wenn es so war, haben die Menschen auch Trost und Hoffnung in der Religion, im Glauben gesucht. Daraus ergab sich nicht immer gleich eine Handlungsanleitung. Kein Aktionsprogramm. Viel öfter mussten manche Bedrohungen einfach ausgehalten, durchgestanden oder auch durchlitten werden. Aus dem Glauben kamen die Hoffnung und die Kraft dafür. Es gibt ein schönes Bibelwort beim Propheten Jesaja, da heisst es: „…durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.“ Mehr ist jetzt vielleicht gar nicht zu tun. Versuchen wir doch einfach mal, ein bisschen still zu werden. Dafür dankbar zu sein, dass es uns trotz allem doch immer noch gut geht. Dass wir in einem Land leben, in dem das gegenseitige Vertrauen zwischen Menschen immer noch die Basis für unser Handeln ist. Dass wir uns aufeinander verlassen können. So lässt sich hoffnungsvoll nach vorn schauen. Pfarrer Torsten Amling