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Pfr. Torsten Amling, Organist Christian Datzko, anschliessend laden wir zum „Wurstessen“ in den Pfarrhauskeller ein.
Wurstessen in der Fastenzeit
In vorreformatorischer Zeit hatte die Kirche eine schier unglaubliche Macht über die Menschen. Nahezu das gesamte Leben war reglementiert und festgelegt. Es gab Fastenvorschriften und Busskataloge. Die Kirche bestimmte, was man wann essen durfte. Von Sündenstrafen – früheren und kommenden- konnte man sich freikaufen. Der Ablasshandel blühte.
Am 9. März 1522 kam es zu einem Schlüsselerlebnis für die kommende Reformation in der Schweiz. Der Zürcher Buchdrucker Froschauer brach demonstrativ das Fasten. Es war ein Protest gegen religiöse Bevormundung und ein Symbol für freiheitliches Handeln. Als „Das Wurstessen beim Froschauer“ ging es in die Geschichte ein. Zwingli war damals unter den Gästen. Kurz darauf erschien seine kleine Schrift: „Von der Freiheit der Speisen“, das erste richtige reformierte Traktat in der Schweiz. Aus alledem entwickelte sich ein Zeitalter mit bis dahin ungeahnter Freiheit, aufgeklärtem Denken und Chancengleichheit für jedermann. Unsere moderne Welt entstand und in der Folge verlor auch die Kirche ihre Macht von damals.
An ihre Stelle sind längst Ersatzreligionen getreten. Weit oben in den Verkaufslisten ist derzeit das Buch von Ulrike Herrmann «Das Ende des Kapitalismus». Demnach soll der Staat künftig festlegen, was noch hergestellt wird und wie viel. Flüge wird es keine mehr geben und auch keine privaten Autos. Vorgeschrieben wird auch, wie man zu wohnen hat. Einfamilienhäuser und Zweitwohnungen werden genau wie Neubauten wegen Klimaschädlichkeit verboten. Was vorhanden ist, wird „gerecht“ verteilt. Der Staat bestimmt die Wohnfläche und erlaubt ausnahmsweise Fleischkonsum. 2500 Kalorien am Tag sind genug: 500 Gramm Obst und Gemüse, 232 Gramm Vollkorngetreide oder Reis, 13 Gramm Eier, 7 Gramm Schwein. Die Menschen seien so glücklicher, davon ist die Autorin überzeugt. Die mittelalterliche Kirche hatte es eigentlich auch nur gut gemeint mit den Menschen und wollte sie vor Höllenstrafen und Schlimmeren retten.
Vielleicht ist es an der Zeit, in der Fastenzeit wieder Würste zu essen, so lange es noch erlaubt ist.
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